Stefan Hund hat mit Connfair die erste Darmstädter Fuck-Up-Night organisiert. Was dahintersteckt und was er von den Rednern gelernt hat.
Stefan Hund bei der Fuck-Up-Night im An Sibin Irish Pub in Darmstadt. Foto: Sarah Mack
Herr Hund, Sie haben zum ersten Mal eine Fuck-Up-Night in Darmstadt veranstaltet. Was steckt dahinter?
Stefan Hund: Ich möchte bewusst „Fuckups“ oder etwas weniger provokativ „StundeNull“-Situationen eine Bühne geben. Stunde Null heißt für mich, dass das bisherige Lebenskonzept nicht weiter funktioniert. In der deutschen Kultur hat das Scheitern einen sehr negativen Beigeschmack. In der amerikanischen Kultur werden Sie hingegen keine hohe Führungsposition bekommen, wenn Sie nicht einmal heftigst gescheitert sind. Dort ist es wichtig, diese Scheitererfahrung zu haben und gelernt zu haben: Wie gehe ich mit Krisen um? Ich werde ja auch dafür engagiert, die Krise oder das Problem des Kunden zu lösen. Da ist es von entscheidender Qualität eigene Krisen selbst gelöst zu haben. Letztendlich geht es um die Fehlerkultur.
Was war Ihre Motivation, eine FuckUp-Night in Darmstadt auf die Beine zu stellen?
Hund: Ich komme aus zwei Richtungen: Ich begleite beruflich Unternehmer und Führungskräfte in Stunde-Null-Situationen, in denen es nicht weitergeht wie bisher. Außerdem arbeite ich als Klinikpfarrer. Dort mache ich die Erfahrung, dass eine steigende Zahl an Menschen an diesen Punkt kommt und trotzdem versucht, weiter zu machen wie bisher. Das muss nicht unbedingt das extreme Scheitern mit „An-Die-Wand-Gefahren“ sein. Es kann auch sein, dass ein Lebensentwurf scheitert. Die Sprecher der Fuck-Up-Night haben je am eigenen Beispiel gezeigt: Andere sind durch solche Situationen nicht nur durchgegangen, sondern gestärkt hinaus gekommen. Damit will ich anderen Mut machen, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Kraft folgt Krise, das hat man auf der Bühne gesehen.
Was haben Sie an dem Abend gelernt?
Hund: Es ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, sich auf seine Grundwerte zurück zu besinnen. Zum Beispiel hat Frau Kreye erzählt, dass sie früher die Unangepasste, die Rockerin war. Das musste sie selbst erst wieder entdecken. Auch habe ich mitgenommen, wie wichtig es ist, den richtigen Partner und Berater an der Seite zu haben. In einer Krise wird sehr deutlich, wer zu einem passt und wer nicht. Ganz wichtig: Man darf nicht vergessen, nach einer Krise mit Veränderung zu feiern.
Wie haben Sie bei der Veranstaltung von Connfair profitiert?
Hund: Für mich war es wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der das Ticketing übernimmt. Ich habe einen Kurzlink bekommen, über den die Besucher ihre Tickets kaufen konnten. Natürlich hätte ich zu anderen Anbietern gehen können. Aber die sind sehr weit weg. So konnte ich sagen: Wir haben ein Problem, wie können wir das lösen? Da hat ein kompetenter und engagierter Partner vor Ort einen ganz anderen Wert.
Wann gibt es die nächste FuckUp-Night in Darmstadt?
Hund: Es wird auf jeden Fall einmal, vielleicht sogar zweimal, im Jahr 2020 stattfinden. Redner habe ich schon im Blick, nun warte ich noch auf die Zusagen.
Regelmäßig interviewt Stefan Hund in seinem Podcast Menschen, die eine Stunde-Null-Erfahrung gemacht haben. Zu hören ist er unter stefanhund.com und auf allen gängigen Podcast-Portalen unter dem Stichwort: Stundenull-talk